Erfahrungsbericht von 10 Monaten als GWD bei der 2./232 in Strub/Bischofswiesen (5/5)

Bonnland
Nachdem wir in Hammelburg angekommen waren, stellten wir erst einmal fest, dass wir mit Grossraumzelten vorlieb nehmen mussten. In den folgenden zwei Wochen sollten wir erst den Angriff auf die Ortschaft einüben und die Grundlagen des Häuserkampf lernen. Zudem gab es einen Exkurs in Sprengfallen. Hierfür gibt es ein spezielles Haus in dem die verschiedensten Versionen dargestellt werden.
Es gab nochmals eine Einführung in das AGDUS System, welches Ähnlichkeiten mit dem amerikanischen MILES Sytem aufweist. Die Übungen bekommen so eine völlig neue Dimension, da Gefechte einen höheren Realitätsgrad bekommen. So kann festgestellt werden, ob der Feind tot, verletzt oder nicht getroffen wurde. Das System besteht aus einem Satz von Sensoren der an Helm und Koppel angebracht wird und einem Laser für die Waffe.Im Jahr 97/98 gab es so ein zuverlässiges System nur für das G3/ G36. Allerdings wird daran gearbeitet, dies auch für sämtliche Hand- und Panzerwaffen umzusetzen. Das MILES Sytem gibt bei der US Armee sogar für Hubschrauber. Wir hatten einige MG Simultaoren, die aber leider noch Fehler aufwiesen. AGDUS ist nicht perfekt, aber er kann dem Soldaten ansatzweise bewusst machen wie die Realität im Krieg aussieht. Beim Häuserkampf wird mit über 50% Verlusten gerechnet...
AGDUS am Mann
Spz Marder rückt vor
Unser Gegner bei der 72 Stunden Übung war eine Kompanie der Deutsch Französischen Brigade. Diese musste sich in "Bonnland" zur Verteidigung einrichten. Das Kanalisationssystem war leider wegen Überflutung ebenso wie die Hälfte der Stadt wegen der SFOR Ausbildung gesperrt. Wir hatten unsere Wiesel und 2 Spz Marder als Unterstützung, nicht die Beste wie sich später herausstellen sollte.
Schon der Anmarsch auf Bonnland wurde durch den Feind gestört. Wir waren also erst am Morgen von Tag 2 in Bonnland. Nachdem wir die ersten Häuser am Stadtrand eingenommen hatten, gab es keine grossen Fortschritte mehr, da die DF gute VLinien eingerichtet hatte. Da der "Feind" mit Spähtrupps hinter unseren Linien unterwegs war, wurde dann auch noch unsere Versorgung abgeschnitten. So ging es mit den Angriffen und Gegenschlägen weiter, aber letztendlich haben wir uns doch am Ende aus dem "Dorf" zurückgezogen.
G3 Schütze im Gefecht
Umweltschutz - Munitionstrennung nach der Übung
Hauptstrasse von Hammelburg
Insgesamt wurde ich 3 Mal "getötet" - aus dem Hinterhalt, gesprengt und vom MG "durchsiebt". Erst später wurde mir bewusst, dass die Übung nicht einfach nur ein "Spiel" war, sondern hat gezeigt, dass Krieg wenn möglich vermieden werden sollte.
Danach ging es ohne Pause nocheinmal für 2 Wochen auf die Reiteralpe, um wieder einmal eine Vorführung abzuhalten. Diesmal verbrachten wir aber die Nächte im Bettenlager des Lenzenkaser. Trotzdem ging ich für eine Nacht einmal mit einem Kameraden ins Iglo, welches sich komfortabler als ein Zelt erwies. Die Inuit wissen, warum sie Iglos benutzen! Unsere Besucher waren glaube ich mit unserer Vorstellung zufrieden. Erst dann konnten wir wieder erste Schritte in die Zivilisation machen...
Reiteralm Seilbahnstation und Häglund
Hpt. Schwegler und Spiess

Im Februar wurden dann der Leistungsmarsch "Winter" und diverse kleinere Übungen durchgeführt. Darunter war noch ein Highlight: Der Rundflug mit dem mittleren Transporthubschrauber CH-53. Weiterhin gab es noch einige Schiessen zum Erreichen der Schützenschnur und Bergmärsche. Sonst ereignete sich nicht mehr sehr viel. Die "Aus is!" Tradition fand in unserer Lage wenig Anhänger, aber wir organisierten eine Gedenktafel für das Mann-Heim und eine Abschiedsfeier. Dort wurden an Hpt. Schwegeler, HFw Schlatter und den Spiess kleiner Erinnerungsstücke verteilt (siehe Bild).

Die Auskleidung und die nötigen Formalia gingen schnell vorbei und am 29. April 1998 war auch dieser Lebensabschnitt vorbei- 10 Monate bei den Gebirgsjaegern. Wir gingen mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Hier soll mein Bericht enden, der aber nur einen groben Überblick über die Erfahrungen und Erlebnisse dieser Zeit geben kann! Ein dreifaches Horrido!

Alles in allem kann ich nur raten, den Dienst bei der Bundeswehr bei der Gebirgstruppe abzuhalten. Ich würde es sofort wieder tun. Gerade die Gebirgstruppe, die auch zu den KRK Kräften gehört, erfährt trotz knapper Haushaltsmittel mehr Unterstützung als andere Truppenteile. Das konnte ich später in Gesprächen mit Freunden feststellen, die z.B. bei den Fernmeldern ihren Dienst abgeleistet hatten. Wer gerne einmal an seine und Grenzen (physisch & psychisch) stossen möchte, gerne in der Natur ist und das völlig Andere sucht, ist hier genau richtig. Weitere Infos unter FAQ oder per E-Mail.

Abschied vom Watzmann

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