Die letzten Tage waren mal wieder sehr nervenaufreibend.
Gestern hatten wir mal wieder bis in die Nacht CSR
- Camp Site Reggae und haben da einiges erleben dürfen.
Wir sind schon mit dem Wissen rausgefahren, dass es ganz schön
krachen kann...
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Es war eine ziemlich groß Operation
angesetzt, bei der ein Dorf (Schachbrettdorf genannt, weil
es von oben so aussieht) komplett durchkämmt werden sollte.
Unsere Kräfte haben das Dorf mit einem äußeren
Ring komplett dicht gemacht und der innere Ring hat das Dorf
durchsucht. Ich war nicht bei dem inneren Ring dabei. Ich
habe nur
das Mörserfeuer und die hellen Lichtblitze gesehen. Davon
habe ich natürlich Photos gemacht :-). |
Wir sind also rausgefahren und hatten wie gesagt
ein mulmiges Gefühl. An unserem Zielpunkt sind
wir in einen dicken Stau geraten. Am Ende dieses Staus
standen ein paar Fahrzeuge von uns, die einen Checkpoint
errichtet hatten und die ankommenden Fahrzeuge kontrolliert
haben. Die Afghanen sehen das mit den Verkehrsregeln
auch nicht so eng - sie haben sowieso keine. Umgehend
war die Strasse dicht, weil jeder zuerst vorbei wollte
und so ging nichts mehr vor und zurück. Sehr
schön und plötzlich war ich Einweiser. Wir
haben in dem Chaos erst mal Ordnung schaffen müssen
und alle die ins Dorf fahren wollten auf eine Seite
bugsiert und die, die rauswollten auf die andere,
damit in der Mitte noch Platz für Militärverkehr
war. Als wir das so einigermaßen geschafft hatten
und wir uns umgedreht hatten, brach das Chaos erneut
aus. Ich konnte es kaum glauben.
Ich bin also erst mal zum ersten Afgahnen hin, der
aus der Reihe getanzt ist und hab in wieder in seine
Lücke fahren lassen. Das wollte der nicht so
ganz verstehen und so musste ich eben etwas grober
werden. Das ist hier echt ganz krass. Hier geht nichts,
wenn du nicht grob bist. Das ganze Denken ist hier
etwas anders strukturiert - wahrscheinlich der andauernde
Kriegszustand und Kampf ums überleben?
Mein Gruppenführer hat mir danach auch gesagt,
dass er schon gedacht hat, dass ich bei der Situation
fast ausgetickt wäre, aber ich hab mich schon
soweit unter Kontrolle, dass mich so was nicht juckt
und ich das Mittel absichtlich eingesetzt hab, damit
sich bei den Afgahnen mal etwas regt. Schön und
gut. Wir hatten endlich alles wieder soweit unter
Kontrolle und wollten wieder fahren. Doch das gestaltete
sich als schwierig, weil ca. 200m vor uns ein einzelnes
Taxi stand, bei dem mehrere Bombentechniker mit Hunden
rumsprangen, die da angeschlagen hatten. JUHU. Mir
war ja noch nicht mulmig genug. Die haben da 20min
gesucht und letztendlich festgestellt, dass da doch
nichts war. Gut, wir sind also weitergerattert...
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Wir sind
ganz normal unsere Routen abgefahren und in der Nacht
irgendwann wieder zu der oben genannten Stelle beim
Checkpoint beordert worden Dort standen wir dann ca.
2 Stunden und haben auch das "Feuerwerk" der
Illums gesehen. Was mir aber wirklich in Mark und Bein
ging, war, als wir plötzlich Schüsse und Menschenschreie
hörten. Die waren nicht weit weg. |
Wir haben sofort gemeldet und gefragt ob wir das
aufklären sollten, aber wir sollten umgehend
und in ein anderes Dorf fahren, und dort die Furt
vom Kabul River zu beobachten. Letztens hatten dort
Terroristen Minen gelegt, aber 2 von ihnen haben sich
bei der Aktion in die Luft gejagt.
2 von 4 bedeutet, dass 2 immer noch auf der Flucht
sind. Wir haben uns also dorthin aufgemacht und haben
ein Weile beobachtet. Jetzt kommt der Adrenalinpart.
Wir haben dort mit Nachtsichtgeräten beobachtet
und haben auf einmal einen lauten Knall gehört.
Ein Schuss. Genau hinter uns. Wir haben uns natürlich
umgedreht, konnten aber nichts erkennen, weil er aus
dem Inneren des Dorfes kam. Wir haben das unserer
OPZ gemeldet und sollten dort weiter beobachten. Zuerst
war alles ruhig aber dann lösten sich auf einmal
3 Leute aus dem Schatten der Brücke und kamen
über die Furt auf uns zu. Das Problem dabei war,
dass sie alle Waffen hatten, die sie vor sich hielten.
Juhu, das war ein "tolles"Gefühl -
"Unglaublich gut". Es stellte sich raus,
dass es afgahnische Polizisten waren, die dem Schuss
auf den Grund gehen wollten. Puhhhhhh. Mir ist ein
Stein vom Herzen gefallen. Meine Waffen hing nicht
mehr lose neben mir, sondern war schon entsichert
und zeigte grob in die Richtung der Personen. Ich
hätte sie nur noch ein Stück heben müssen
um Schießen zu können. Das war wirklich
knapp. Nicht wirklich beruhigend waren ebenfalls die
Lichtblitze von Mörserfeuer oder Artillerie hinter
der nahegelegenen Bergkette. Die ist zwar ein "Stück"
von uns weg, aber trotzdem nicht sehr lustig, wenn’s
da hinten blitzt und donnert. Das war kein Wetterleuchten
mehr. Mit dem Nachtsichtgerät sah's noch krasser
aus.
Wir sind dann um 0145 zum Glück wieder ins Lager
gefahren. Mir hat's für diesen Tag wirklich gereicht.
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