Geschichte der Gebirgstruppe 1940
Skandinavienfeldzug 9.4- 6.6.1940
Westfeldzug 10.5- 25.6.1940

In diesem Jahr waren Gebirgsjäger an den folgenden, teilweise nicht durchgeführten Unternehmen beteiligt:

Datum
Operation
Einsatzgebiet
Einheit
09.4 - 06.7
"Weserübung"
Skandinavien
2. Gebdiv, 3. Gebdiv, GebJgReg 139
10.5 - 25.7
"Fall Gelb"
Frankreich, Benelux
1. Gebdiv, 6. Gebdiv
02.7 - 17.9
"Seelöwe"
GB
1. Gebdiv (keine Durchführung)
?.10 - ?.2.41
"Felix"
Gibraltar
1. Gebdiv (keine Durchführung)

Schon im Herbst 1939 gab es alliierte Überlegungen den Transport schwedischer Erze nach Deutschland über Narvik durch eine massive Verminung der norwegischen Küstengewässer zu unterbinden. Deutsche Frachter wären dann automatisch der Royal Navy ausgesetzt gewesen. Im Sommer gingen die Transporte von Häfen im Norden Schwedens ab, aber im Winter wurden die Erze per Eisenbahn zu dem eisfreien Hafen Narvik in Norwegen gebracht. Damit nahmen Narvik und die eisfreien Gewässer an der Westküste Norwegens eine Schlüsselrolle ein.

Die schwedischen Vorkommen an Erzen und Petsamo-Nickel, einem korrisionsbeständigen Legierungsmetall, waren für die deutsche Rüstungsindustrie von großem Interesse. Bereits 1938 erreichte das Importvolumen 22 Tonnen. Nach den einsetzenden Blockaden der Alliierten ging dieses zwar zurück, lag aber immer noch bei zehn Millionen Tonnen. Bereits am 6. Januar 1940 hatte das britische Foreign Office die Norweger darüber informiert, gegen deutsche Erztransporte vorzugehen. Dies stieß seitens der norwegischen Regierung auf Ablehnung und wurde daher von den Alliierten zurückgestellt. Stattdessen begann man ab dem 16. Januar mit den Vorbereitungen für eine Landung in Skandinavien. Das Expiditionskorps soll Divisionsstärke haben und einerseits Finnland zur Hilfe kommen und andererseits die deutschen Erzlieferungen unterbinden.

Operation Weserübung Quelle:  4

Als dieses Vorhaben der deutschen Führung bekannt wurde, begann das OKW ab dem 27. Januar die Studie für die Operation "Weserübung" auszuarbeiten. Am 1. März 1940 unterzeichnete Hitler die Weisung für das Unternehmen, welches Anfang April durchgeführt werden sollte.. Besonders problematisch war die Wahrung der norwegischen Neutralität und das Narvik mehr als 2000 km vom nächsten deutschen Flottenstützpunkt entfernt lag. Allein der Transport der nötigen Landungstruppen band die Hälfte des Zerstörerbestandes der Kriegsmarine. Dort rechnete man alleine mit 50% Ausfällen bei den eingesetzten Schiffen...

Am 28. März beschloßen die Alliierten bei einer Sitzung in London die Operationen "Wilfred" und "Royal Marines". Erstere umfaßte die Verminung norwegischer Gewässer und eine Truppenlandung in Narvik, Trondheim, Stavanger und Bergen ab dem 5. April.

Obwohl schon am 4. April Informationen über die bevorstehende Operation in Norwegen und den Fall "Gelb" (Besetzung von Frankreich) das Oberkommando der Alliierten erreichte, stuften sie diese nur als Täuschungsversuch ein. Daher wurden keine besonderen Vorkehrung für den Einsatz der Home Fleet getroffen und die Verminung sogar auf den 8. April verschoben.

Die Luftwaffe sollte insgesamt 878 Flugzeuge stellen. Dazu gehörten 95 Jäger/Zerstörer und 240 Bomber bzw. Stukas.Das deutsche Oberkommando der Kriegsmarine stellte für das erste große amphibische Unternehmen des Zweiten Weltkriegs folgende Einheiten zur Verfügung:

Anzahl
Typ
2
Schlachtschiffe ("Scharnhorst" / "Gneisenau")
1
Panzerschiff
3
schwere Kreuzer ("Blücher" / "Lützow" / "Admiral Hipper")
4
leichte Kreuzer (u.a. "Emden" / "Königsberg" / "Köln")
14
Zerstörer
7
Torpedoboote
30
U-Boote
12
Schnellboote
k.A.
Tanker, Frachter (u.a. "Jan Wellem"), Minensucher

GebJg gehen an Bord des Kreuzers "Admiral Hipper"
Am Nachmittag des 6. April 1940 trafen der Stab der 3. Gebirgsdivision (General Dietl) und des Gebirgsjägerregiment 139 auf dem Bremer Bahnhof ein. Sie wurden umgehnd zur Wesermündung transportiert um auf den bereitgestellten Zerstörern an Bord zu gehen. Jeder Zerstörer nahm etwa 250 bis 300 Soldaten auf, die geschlossene Kampfeinheiten bildeten. Die Gebirgsjäger verfügten nur über die notwendigste Ausrüstung. Die schweren Waffen, Flak oder Munition befanden sich schon auf den Schiffen der Ausfuhrstaffel.
Um 0100 Uhr des selben Tages verließen die Zerstörer mit den Soldaten der Kampfgruppe Narvik den Hafen Wesermünde. Das Wetter war schlecht - Hohe See, Windstärke 9, Regen und Nebel. Ein taktischer Vorteil, aber auch eine höhere Belastung für die Truppen.
Erst zu diesem Zeitpunkt wurden die Gebirgsjäger über ihren Kampfauftrag und genauen Ziele informiert. Da viele der Soldaten erstmals auf einem Schiff auf hoher See waren, hatten sie mit Seekrankheit zu kämpfen. Gegen 0300 Uhr stießen die schweren Schlachtschiffe zu dem Verband um ihn gegen die schweren Überwasserstreitkräfte der britischen Home Fleet zu schützen. Für die Alliierten gab es zwischen dem 7./8. April mehrfache Anzeichen über die bevorstehende Landung, sie wurden aber weiterhin nicht ernstgenommen.
Fallschirmjäger nach der Landung
GebJg verlegen im Schlauchboot an Land
Am Dienstag, den 9 April, um 0500 Uhr, begann das Unternehmen "Weserübung". Die Besetzung Dänemarks erfolgte durch die 170. und 198 Infantriedivision sowie der 11. Schützenbrigade. Oberbefehlshaber für Norwegen war General der Inf. von Falkenhorst. Zu seiner Gruppe XXI gehörten die 2. und 3. Gebirgsdivision, die 69., 163., 181., 196. und 214 Infantriedivision sowie Fallschirmjägereinheiten.
Die ersten Soldaten der 3. Gebirgsdivision wurden in den Morgenstunden im Ofotenfjord in Narvik an Land gesetzt. Das hier stationierte 13. norwegische Infantrieregiment leißtete nur geringen Wiederstand. Im laufe des Tages gelang es den deutschen Truppen die Häfen Stavanger, Narvik, Oslo, Bergen und Drontheim von See her und aus der Luft zu besetzen.
9.4. Trondheim GebJg Landungstrupp bereit
Ein GebJg ist froh wieder festen Boden unter den Füssen zu haben :-)
Damit waren sie den britischen Expiditionsstreitkräften nur um Stunden zuvor gekommen. Die deutsche Marine erlitt in diesen Tagen die schwersten Verluste. Es entstand eine besondere strategische Situation.Die Royal Navy konnte ohne große Behinderung im Nordmeer operieren, die deutschen Kräfte konnten sich ohne größeren Wiederstände frei auf norwegischem Gebiet ausbreiten und einige Brückenköpfe ausbauen.
Die 3. Gebirgsdivision unterstützt von den Besatzungen der gesunkenen Schiffen der Kriegsmarine stieß dann bei Narvik auf heftigen Wiederstand der 6. norwegischen Division. Zusätzlich wurde diese ab dem 14. April durch die gelandete 24. britische Brigade unterstützt. Am 13. April waren britische, französische (u.a. Alpenjäger) und exilpolnische Truppen im Raum Andalsnes, Namsos und Narvik gelandet. Hauptschlag richtete sich auf Narvik wo im laufe de Zeit rund 30.000 Mann an Land gingen.
Am 16. April können die Gebirgsjäger die Erzbahn im Raum Narvik bis zur schwedischen Grenze besetzen. Die Lage der deutschen Verteidiger gestalltete sich ab dem 17. April als äußerst kritisch, welches seitens Hitlers zu ersten Rückzugsgedanken auf schwedisches Gebiet führte.
Die geborgenen Kräfte der Kriegsmarine
GebJg wacht über seine ruhenden Kameraden
General Dietl erhält dann aber doch, durch Überzeugungsarbeit von GenMaj. Jodl (Leiter des Wehmachtsführungsamt) den Befehl: "Halten so lange wie möglich". Die schwachen deutschen Gebirgsjägerkräfte (ca. 2000 Mann) hatten sich so voll auf die Verteidigung Narviks eingestellt und leisteten erbitterten Wiederstand. Ein Frontalangriff Narviks mit Unterstützung von Schiffsartillerie konnte keinen Rückzug bewirken und zwang die alliierten Truppen zum Umdenken.
Aufstieg
Der Besitz des Hafens hing schon alleine aus logistischen Gründen von der Beherrschung der einzigsten Strasse die von Trondheim (Südnorwegen) nach Narvik führte ab. Sie führte durch unwegsames und zerklüftetes Gelände und nahm daher neben Trondheim eine strategische Schlüsselrolle ein.
Am 30. April vereinigten sich die von Oslo und Drontheim vorrückenden Kräfte (u.a. 2. Gebirgsdivision) im Raum Dombas. Die norwegischen Landstreitkräfte und die alliierten Landungstruppen konnten zwischen dem 15. und 19. April bei Namsos und Andalsnes geschlagen, zur Kapitulation oder Rückzug gezwungen werden. Am 13. Mai starten die Alliierten mit 24.000 Mann den Großangriff auf Narvik.
Auch Rentiere können Muliarbeit verrichten
Die deutsche Abwehrfront umfaßte etwa 5400 Mann bestehend aus 2000 Gebirgsjägern, 2800 Marinesoldaten der versenkten Zerstörer und 600 nachgeführten Fallschimjägern. Nach 2 Wochen schwerer Kämpfe mussten die deutschen Einheiten am 28. Mai aus Narvik nach Osten ausweichen und im Bereich der Bahnlinie neue Stellungen beziehen. Die Alliierten Kräfte konnten dann die vorgesehenen Zerstörungen in Narvik vornehmen.
Soldaten des "Büffel" Unternehmens werden geehrt
Unterdessen hatte die 2. Gebirgsjägerdivision den Befehl erhalten, sich nach Narvik durchzuschlagen um die eingeschlossenen Kräfte zu unterstützen. Daher befahl General Feuerstein aus den über 1200 km auseinandergezogenen Kräften drei spezielle Bataillone für die Operation "Büffel" zusammenzustellen. Ein Auftrag der wie geschaffen für die Ausbildung und Ausrüstung der Gebirgstruppen schien und mit Begeisterung aufgenommen wurde.
Die Route führte über 200km durch weglose und für die Deutschen unbekannte Gebirgsregionen zwischen Sörfold und Narvik. Die erforderliche Versorgung erfolgte aus der Luft. Am 13. Juni um 1300 Uhr konnte die Sondereinheit nach 11 Tagen die Verbindung mit der 3. Gebirgsdivision melden.Während dieser Zeit hatten allerdings die Norweger am 9. Juni kapituliert nachdem die britischen Truppen bis zum 8. Juni sämtliche Einheiten aus Norwegen evakuiert hatten. Da am 10. Mai die Operation "Gelb" angelaufen war, befürchtete man die Gefährdung der britischen Insel und beschloß daher den Rückzug aus Skandinavien.
General unterhält sich mit einem "Büffel" Teilnehmer

Der Feldzug war beendet und für die Gebirgsjäger begann die Zeit der Besatzung, die vom 10. Juni 1940 bis zum 22.Juni 1941 andauerte. Die Zeit war durch relative Ruhe geprägt. Die deutsche Kriegsmarine wurde mit einem Verlußt von 250.000 BRT stark geschwächt, welches eine ernstzunehmende Untertstützung einer Landungsoperation in England unterband. Durch die Besetzung Norwegens, erlang Deutschland die volle Kontrolle über den größten europäischen Erzproduzenten und große Holzvorkommen.

1940 2/2